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Aufruhr in der spanischen Provinz Andalusien

 

Nachdem der kommunistische Bürgermeister der kleinen Gemeinde Marinaleda in der Provinz Sevilla, Juan Manuel Sánchez Gordillo, eine Gruppe von Gewerkschaftsvertretern bei einer Supermarktplünderung in der südspanischen Stadt Ecija angeführt und eine andere Plünderung in Cadiz initiiert hat, hat sich die Vereinigte spanische Linke IU von ihm distanziert und der Innenminister Spaniens, Jorge Fernández Díaz, kündigte  Strafverfolgung an.

Das Ganze war als Protestaktion gegen die Armut in dem unter der Krise und der Massenarbeitslosigkeit leidenden Land gedacht gewesen. "Man muss etwas unternehmen, damit die Leute jeden Tag etwas zu essen bekommen", begründete Sánchez Gordillo die Plünderung. Die Beute haben die Kommunisten mittellosen Familien in einem besetzen Wohnblock geschenkt, nachdem eine Hilfsorganisation die Annahme wegen der illegalen Herkunft verweigert hatte.

In den letzten 33 Jahren seiner Amtzeit hat der radikal linke Bürgermeister schon oft Schlagzeilen gemacht. Sei es bei der Enteignung eines Aristokraten durch die Provinz, nachdem er und seine Leute das Land immer wieder besetzten oder durch die basisdemokratische Leitung seiner 2700 Seelen- Gemeinde, in der jeder das Gleiche verdient, auch der Bürgermeister. Das ganze Dorf lebt die kommunistische Utopie einer Gesellschaft ohne Ausbeutung, ohne Wohnungsnot und ohne Hypotheken. Die Arbeitslosigkeit in Marinaleda liegt bei rund 10%, also weit unter dem spanischen Durchschnitt. 

Jetzt hat sich seine eigene Partei IU, für die er auch im andalusischen Parlament sitzt, von ihm distanziert, nachdem er weitere Plünderungen nach Robin-Hood-Art angekündigt hat.

Die PSOE Andalusiens schloss sich dem Urteil der IU an und nannte die Aktion eine Ungeheuerlichkeit. Damit der Proteste nicht genug: Seit 16 Tagen halten Sanchez Leute die Finca Las Turquillas in Ecija (Sevilla) besetzt, die dem Verteidigungsministerium gehört. Die Kommunisten wollen erreichen, dass ihr Land aufgeteilt wird, weil die örtlichen Bauern Hunger haben.

Ein Sprecher der IU sagte zu den Supermarktaktionen, die Plünderungen seien keine Aktion der Partei. Es handele sich um einen symbolischen Akt als Teil einer politischen Grundsatzdebatte, Sanchez Gordillo führe jedes Jahr irgendwelche Sommer-Kampagnen aus. Man wolle vermeiden, dass sein Aktionen einen negativen Effekt auf die Koalition habe. Die Lage in Andalusien sei schlimm genug, man habe für den aktuellen Haushalt 2,7 Milliarden Euro weniger zur Verfügung als im Jahr zuvor, wenn das Finanzministerium seine Sparpläne nicht abmildert.

Ein Disziplinarverfahren gegen Gordillo wollen die Linken nicht einleiten.

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